Jörg Meerpohl, Direktor des Instituts für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg und Mitglied der Ständigen Impfkommission, betonte bei einem Symposium, dass KI zwar in der Forschung unterstützend wirken könne, menschliches Wissen und Kreativität jedoch nicht ersetzbar seien. Das Ärzteblatt berichtet über seine Aussagen im Rahmen der Veranstaltung "50 Jahre Arzneiverordnung in der Praxis".
Meerpohl hob hervor, dass KI beispielsweise beim wissenschaftlichen Schreiben oder der automatischen Erstellung von Tabellen und Grafiken nützlich sein könne. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch Vorfälle, die die Grenzen der Technologie zeigten, wie etwa die Rücknahme einer Publikation, in der versehentlich eine unangemessene Grafik abgebildet wurde. Dies verdeutliche, dass menschliche Expertise unerlässlich sei, um die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Arbeiten zu gewährleisten. Ein weiteres Beispiel betrifft die Risiken durch von KI generierte, erfundene Daten, auf die Mediziner aufmerksam gemacht haben.
KI kann zwar große Datenmengen schnell verarbeiten und so die systematische Recherche von Studien erleichtern, dennoch sieht Meerpohl wichtige Einschränkungen, insbesondere was die Reproduzierbarkeit von Ergebnissen angeht, die für die Transparenz in der Wissenschaft entscheidend ist.
Bereits in der Vergangenheit wies der Mediziner Stefan Streit darauf hin, dass KI nicht auf vollständige oder klar strukturierte Daten angewiesen sei, um zu Ergebnissen zu kommen. Dies könne eine Trennung zwischen traditioneller evidenzbasierter Forschung und KI-generierten Erkenntnissen zur Folge haben. Streit äußerte sich dazu mit den Worten: "Ich bin gespannt, wie die Wissenschaft mit zwei möglichen Wahrheiten umgehen wird." Diese mögliche Kluft zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und KI-Analysen könnte eine Herausforderung für die zukünftige Forschungswelt darstellen.
"Künstliche Intelligenz unterstützt die medizinische Forschung", die Zusammenarbeit von menschlichen Forschern und KI-basierten Technologien. Dieses Bild hebt die Rolle von KI bei der Verarbeitung medizinischer Daten hervor, während menschliche Wissenschaftler den Fortschritt überwachen und kritische Entscheidungen treffen.
Pharmaunternehmen streben KI-Transformation an Mehrere Pharmafirmen haben vor einiger Zeit angekündigt, sich in KI-Unternehmen weiterzuentwickeln. Auch Biontech plant, seine Kompetenzen im Bereich Supercomputing und generativer KI auszubauen, um weltweit führend zu werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach verfolgt ähnliche Ziele und hofft, mithilfe von KI und Daten schneller Impfstoffe für zukünftige Pandemien entwickeln zu können. Das kürzlich vom Bundesrat verabschiedete Medizinforschungsgesetz ist dabei ein zentrales Element der Pharmastrategie der Bundesregierung, um die Medikamentenentwicklung zu beschleunigen und die Produktion in Deutschland zu fördern.