Quelle Image: https://www.miss.at/tiere-fliehen-aufgrund-des-klimawandels-an-die-pole/
Auf der Grundlage von 258 bestehenden Studien betrachteten die Forscher um Jonathan Lenoir (Amiens) und Romain Bertrand (Toulouse) gut 30.000 Lebensraumveränderungen bei mehr als 12.000 Arten von Bakterien, Pilzen, Pflanzen und Tieren.
Über die Ergebnisse, die sie im Fachmagazin "Nature Ecology & Evolution" veröffentlichten, berichtet "sciencealert.com".
Auf der Grundlage von 258 bestehenden Studien betrachteten die Forscher um Jonathan Lenoir (Amiens) und Romain Bertrand (Toulouse) gut 30.000 Lebensraumveränderungen bei mehr als 12.000 Arten von Bakterien, Pilzen, Pflanzen und Tieren.
Über die Ergebnisse, die sie im Fachmagazin "Nature Ecology & Evolution" veröffentlichten, berichtet "sciencealert.com".
Die Daten ergaben, dass Arten im Wasser viel empfindlicher auf die Erwärmung reagieren als Landtiere und sich schneller in kühlere Gefilde bewegen.
Im Schnitt nähern sich die untersuchten Meeresarten fast 6 Kilometer pro Jahr den Polen, während die durchschnittliche Geschwindigkeit bei Landtieren knapp 1,8 Metern pro Jahr beträgt – nach Darlegung der Forscher sind diese zwar etwas schneller als früheren Schätzungen zufolge, aber immer noch vergleichsweise langsam.
Insbesondere überraschte die Wissenschaftler, wie langsam Spezies auf dem Land, die ohnehin in warmem Klima leben, ihren Lebensraum verschieben.
Blickt man jedoch auf einzelne Klassen, so ist die Geschwindigkeit bei manchen beträchtlich: So bewegen sich Amphibien mehr als 12 Meter pro Jahr in Richtung Pole und Insekten – die nebenbei bemerkt viele Krankheiten übertragen – sogar 18,5 Kilometer pro Jahr.
Die Diskrepanz zwischen Land und Wasser ergibt sich nach Einschätzung der Wissenschaftler aus mehreren Gründen:
Temperaturempfindlichkeit: Wasser leitet Wärme 25-mal besser als Luft, viele Landtiere können zudem ihre Körpertemperatur regulieren. Das habe zur Folge, dass Meerestiere und kaltblütige Arten anfälliger sind für die schwankenden Temperaturen der Erde.
Barrieren: Lebewesen im Wasser können leichter wandern als Landbewohner – hier stören oft menschliche Aktivitäten und Bauten die Bewegungen der Tiere. Die Forscher stellten fest, dass Tiere, deren Lebensraum stark von Menschen gestört wird, sich oft sogar in die entgegengesetzte Richtung bewegten.
"Diese komplexen Wechselwirkungen müssen berücksichtigt werden, um Szenarien der Umverteilung von biologischer Vielfalt und der Folgen für das menschliche Wohlergehen bei künftigen Klimaveränderungen zu verfeinern“, schreiben die Autoren.
Nicht immer ist die Flucht von Arten ihre Rettung.
Da die steigenden Temperaturen die Tiere in immer engere Habitatbereiche drängen, laufen Wasserlebewesen, die bereits in Richtung der Pole schwimmen, Gefahr, dass ihnen das kühlere Wasser ausgeht, so die Autoren. Beschleunigt werde die Verdrängung noch durch den kommerziellen Fischfang.
Und auch am Lande sind die Fluchtmöglichkeiten begrenzt: Vögel in Bergregionen können nicht unendlich nach oben ausweichen, irgendwann ist die Spitze erreicht oder der Lebensraum wird zu unwirtlich. Die Forscher sprechen von einer "Rolltreppe zur Ausrottung", neben den Temperaturen spielt die Konkurrenz eine Rolle.
Zu beachten ist, dass die Meta-Studie nur einen kleinen Ausschnitt von Flora und Fauna beleuchtet: Die Autoren erstellten eigens eine Datenbank namens BioShifts. Diese beherberge allerdings nur Lebensraumveränderungen von 0,6 Prozent der bekannten Spezies auf der Erde, vorwiegend aus der nördlichen Hemisphäre.
Die Forscher räumen ein, dass es sich insofern nicht um eine globale Analyse handele – mehr Daten hätten sie aber nicht zur Verfügung gehabt.
Dennoch sehe es so aus, dass „die Tiere, die wir kennen, angesichts einer wachsenden Klimakrise darum kämpfen, neue Lebensräume zu finden“.
Mithilfe von BioShifts ließen sich diese Veränderungen verfolgen –möglicherweise könne man auch ableiten, was als nächstes passiert.