Umstrittenes Lebensmittel Milch - Lebenselixier oder Krankmacher?


Artikel verfasst von

Maike

https://wunderwelt.red/




Sie liefert wertvolles Eiweiß, Vitamine - aber auch mehr Kalorien als Cola: Milch ist ziemlich gehaltvoll. Ernährungswissenschaftler zählen sie deshalb zu den Nahrungsmitteln, nicht zu den Getränken. Im vergangenen Jahrzehnt hat sie häufig Schlagzeilen gemacht, mal im Guten, mal im Schlechten. Neben den gesundheitlichen Bedenken gibt es auch immer wieder Kritik im Hinblick auf den Tierschutz. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die umstrittene Flüssigkeit.

 

Wie viel Milch trinken die Deutschen überhaupt?

Im Durchschnitt verzehren Deutsche 83,7 Kilogramm Milch und Milchprodukte pro Jahr. Das entspricht etwa 230 Gramm pro Tag, also etwa einem Glas Milch oder einem kleinen Päckchen Quark.

 

Woher kommt die Milch?

Allein in Deutschland werden zur Milchgewinnung 4,2 Millionen Kühe gemolken. Pro Tag geben sie im Durchschnitt knapp 20 Milch. Etwa ein Drittel von ihnen wird vorzeitig geschlachtet, weil die Tiere dem Produktionsdruck nicht standhalten und krank werden. Oft sind ihre Euter entzündet, oder sie sind vom vielen Melken ausgezehrt.

 

Ist es schädlich, Milch von Kühen zu trinken, die entzündete Euter haben?

Nicht, wenn sie pasteurisiert wurde. Milch wird regelmäßig auf ihren Keim- und Zellgehalt untersucht. Bei Entzündungen im Euter, der sogenannten Mastitis, finden sich mehr Zellen in der Milch. Ab einem gewissen Zellgehalt bekommt der Betrieb weniger Geld für die Milch; er hat also auch ein wirtschaftliches Interesse daran, dass seine Herde gesund ist. Milch, die stark verkeimt ist, darf nicht verkauft werden.

 

Geht es "Bio-Milchkühen" besser als konventionell gehaltenen?

Milchkühe in Bio-Betrieben haben unter anderem mehr Platz. Allerdings sind sie praktisch genauso häufig krank wie ihre konventionell gehaltenen Artgenossen. Mitunter werden sie mit homöopathischen und pflanzlichen Medikamenten behandelt, deren Wirksamkeit aber oft nicht nachweisbar ist.

 





 

Kann man unbehandelte Milch bedenkenlos trinken?

 

Nein, Rohmilch ist wirklich gefährlich und darf deshalb nur in Ausnahmefällen in Deutschland verkauft werden. Bis in den USA flächendeckend pasteurisiert wurde, verursachte Rohmilch dort nach Schätzungen etwa 25 Prozent aller Lebensmittelvergiftungen. Durch den Konsum kann man sich unter anderem mit Typhus- und Diphterie-Erregern, mit Salmonellen und EHEC infizieren.

Forscher der Universität Hohenheim haben erst kürzlich einen Fall untersucht, bei dem zwei Menschen Käse aus Ziegenrohmilch aßen und dazu Rohmilch tranken. Die beiden infizierten sich dadurch mit Viren, die FSME auslösen, eine Hirnhautentzündung. Viel verbreiteter ist, dass die Viren von Zecken übertragen werden. Übrigens: Wer Rohmilch kauft und selbst abkocht, verliert mehr Vitamine als beim Kauf von Frisch- oder H-Milch.

 

Ist Rohmilchkäse auch gefährlich?

Häufiger als Rohmilch kommt in Deutschland Rohmilchkäse auf den Tisch, der aus unbehandelter Milch hergestellt wird und als solcher gekennzeichnet werden muss. Vor allem die weicheren Sorten können Keime wie Listerien enthalten. "Gesunden Menschen schaden diese Erreger normalerweise nicht", schreibt die Verbraucherzentrale Bayern. Schwangere, Kleinkinder oder immungeschwächte Menschen sollten Rohmilchkäse allerdings meiden.

 

Ist H-Milch weniger gesund als Frischmilch?

Ultrahocherhitzte Milch, auch H-Milch genannt, enthält etwas weniger Vitamine als Frischmilch. Der Unterschied beträgt im Durchschnitt aber nur ein paar Prozent. Auch Frischmilch ist keine rohe Milch: Sie wird nach dem Melken pasteurisiert, also mit mindestens 60 Grad wärmebehandelt - allerdings bei niedrigeren Temperaturen als die H-Milch.

Die Vitamine A, D, E, B2 und B5 bleiben bei beiden Verfahren fast vollständig erhalten. Eine Ausnahme bildet Vitamin C. Dessen Gehalt liegt bei Frischmilch um bis zu 20 Prozent höher als bei H-Milch. Der größte Vitamin-C-Schwund passiert dabei nicht bei der Haltbarmachung, sondern bei einer langen Lagerzeit.

 





 

Stimmt es, dass Milch für den Menschen eher ungeeignet ist, weil sie ja für Kälber gedacht ist?

 

Nein - jedenfalls nicht, wenn man Laktose verträgt. Das Argument, dass Milch nicht für den Menschen gemacht ist, ließe sich ja auf jedes natürliche Nahrungsmittel übertragen. Auch Nüsse und Bohnen, Äpfel und Tomaten sind von den Pflanzen nicht für den menschlichen Verzehr entwickelt worden.

 

Wie viele Menschen vertragen keine Milch?

Weltweit kann nur eine Minderheit der Menschen Milch gut verdauen. Je nach Schätzung produzieren zwei Drittel bis 90 Prozent der Weltbevölkerung zu wenig Laktase, das Enzym, mit dem der Körper den Milchzucker zerlegt. Trinken die Betroffenen dennoch Milch, gelangt der Milchzucker unverdaut in den Dickdarm, wo ihn Bakterien zersetzen. Dadurch kommt es zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit.

In Deutschland leiden nur rund 15 Prozent der Bevölkerung an einer solchen Laktoseintoleranz. Betroffene müssen nicht immer auf Milchprodukte verzichten. Alternativ können sie auch Tabletten oder Kapseln schlucken, die das Enzym Laktase enthalten. Sie werden direkt ins Essen gemischt oder vor der Mahlzeit eingenommen.

 

Schützt Milchkonsum vor Krebs oder anderen Krankheiten?

Langzeitstudien, in denen Menschen immer wieder Auskunft über ihre Ernährung geben und in denen erfasst wird, wann die Teilnehmer erkranken oder sterben, deuten in die Richtung, dass mit steigendem Konsum von Milch, Käse und Joghurt das Schlaganfallrisiko sinkt. Auch bei anderen Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Diabetes und Darmkrebs hat der Verzehr wohl eher einen schützenden Effekt.

Die Ausnahme: Männer, die täglich mehr als 1,2 Liter Milch trinken oder mehr als 100 Gramm Hartkäse essen, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs. Auf diese Menge kommen jedoch nur wenige.

 





 

Was ist mit dem Fett aus der Milch?

 

Der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren brachte dem Milchfett lange einen eher schlechten Ruf ein. Inzwischen geben hier jedoch viele Ernährungswissenschaftler Entwarnung - eben auch weil Milchkonsum nicht mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht.

 

Schützt Milch vor Osteoporose?

Milch liefert zumindest Kalzium, das sich positiv auf die Knochendichte auswirkt. Trotzdem haben Menschen mit hohem Milchkonsum kein niedrigeres Risiko, im Alter einen Knochenbruch zu erleiden.

 

Brauchen Kinder Milch?

Grundsätzlich ist es vor allem in jungen Jahren wichtig, genug Kalzium zu sich zu nehmen. Mehrere Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass Milch das Wachstum bei Kleinkindern und Jugendlichen fördert. Das gilt allerdings nur für Milch, nicht für Milchprodukte. Forscher haben errechnet, dass 245 Milliliter Milch pro Tag zu mehr Längenwachstum von 0,4 Zentimetern pro Jahr führen. Grund dafür ist wahrscheinlich der Wachstumsfaktor (IGF-1), der im Blut von Milchtrinkern in größeren Mengen enthalten ist.