Sie wissen, was sie tun


Artikel verfasst von

Maike

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Der heutige Montag gilt als 15. Jahrestag des Sturzes von Saddam Hussein. Tatsächlich trat der irakische Staatschef am 9. April 2003 weder zurück, noch wurde er von irgendeinem Gremium abgesetzt, das dazu legitimiert gewesen wäre. Es war lediglich der Tag, an dem Saddam im Norden der Hauptstadt Bagdad zum letzten Mal öffentlich vor einer großen Menschenmenge sprach, bevor er »abtauchte«. Neun Monate später wurde er von US-Soldaten in seinem Versteck gefangengenommen, am 5. November 2006 in einem jeder Rechtsstaatlichkeit spottenden Prozess zum Tode verurteilt und am 30. Dezember desselben Jahres hingerichtet.

Was am 9. April 2003, knapp drei Wochen nach dem Beginn des Überfalls US-amerikanischer und britischer Truppen auf den Irak, wirklich gestürzt wurde, war die Monumentalstatue Saddams auf einem zentralen Platz der Hauptstadt. Was wie ein spontaner Ausbruch des »Volkszorns« aussehen sollte, war nur eine Inszenierung der US-Streitkräfte, die von wenigen hundert Irakern beobachtet wurde. Als Hauptdarsteller sollte vor den Kameras vieler internationaler Fernsehteams ein muskulöser irakischer Ringer und Gewichtheber, Kadhim Al-Dschaburi, mit einem Vorschlaghammer agieren. Aber weil das zu langsam ging, entschloss sich die Regie, das Denkmal mit Hilfe von Panzern und anderen schweren Fahrzeugen vom Sockel zu reißen.





Schon 2011 schrieben viele westliche Medien über das wirkliche Geschehen. Im Juli 2016 wurde Al-Dschaburi von Journalisten der BBC interviewt und sprach offen seine Verbitterung aus: In der Erinnerung an seine Rolle empfinde er Schmerz und Scham. An die Stelle des einen Diktators seien tausend andere getreten. Die Zeit unter Saddam sei, verglichen mit der Gegenwart, einfacher und sehr viel friedlicher gewesen. Am liebsten würde er die Statue wieder an ihren Platz stellen.

Bevor die politischen und militärischen Führer der USA den Irak vor 15 Jahren in einen Krieg ohne erkennbares Ende stürzten und nachhaltig zerstörten, hatten sie denselben Mechanismus im Herbst 2001 in Afghanistan in Gang gesetzt. Sie führen diese destruktive Strategie seit 2011 in Libyen und Syrien fort. Dem Libanon war das gleiche Schicksal zugedacht. Er entging ihm vor 13 Jahren, im Frühjahr 2005, nur knapp durch die Massenmobilisierung der Hisbollah und ihrer Verbündeten. An allen diesen verbrecherischen Unternehmungen Washingtons, die den Tod von Hunderttausenden und unendliches Leid von Millionen Menschen zur Folge hatten, waren auch die Hauptmächte der EU, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, beteiligt.

Politiker machen wie andere Menschen auch manchmal Fehler. Aber niemand macht vier- oder fünfmal hintereinander den gleichen voraussehbaren Fehler. Diese Leute und die von ihnen repräsentierten Kräfte wissen und wollen, was sie tun.