Chemnitz erwartet am Samstag über 10.000 Demonstranten - WELT


Artikel verfasst von

Maike

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In Chemnitz wappnet sich die Polizei für mögliche neue Auseinandersetzungen. An diesem Samstag werden Tausende Menschen zu Demonstrationen erwartet. Die Polizei geht von einer Teilnehmerzahl im unteren fünfstelligen Bereich aus.

Ein breites Bündnis aus rund 70 Vereinen, Organisationen und Parteien hat ab dem Vormittag zu Demonstrationen unter dem Motto „Herz statt Hetze“ aufgerufen. Mehrere prominente Politiker wie die Parteichefin der Grünen, Annalena Baerbock, haben sich angesagt.

Am Nachmittag sind Kundgebungen der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz sowie der AfD und des ausländerfeindlichen Bündnisses Pegida geplant. Dazu wird auch der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke erwartet.

 

Die Delegierten des Bundeskonvents der AfD haben beschlossen, ein Treffen in Dresden zugunsten des geplanten „Schweigemarschs“ der AfD in Chemnitz frühzeitig zu beenden. Laut Parteikreisen stimmten die 50 Delegierten mit großer Mehrheit für einen Antrag des Berliner Abgeordneten Frank-Christian Hansel auf Änderung der Tagesordnung.

In dem Beschluss wird hervorgehoben, die Teilnahme an der von den Landesverbänden Brandenburg, Thüringen und Sachsen gemeinsam mit der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung organisierten Aktion sei kein Schulterschluss mit Pegida. In Hansels Antrag heißt es wörtlich: „Diesem Protest können und dürfen wir uns aufgrund seiner hohen Bedeutung für die Zukunft unseres Landes nicht entziehen, nur weil er auch von Gruppen geteilt wird, zu denen die AfD aus Überzeugung Distanz hält und weiter Distanz halten wird.“

Maas erinnert an „unvorstellbares Leid“





Nach einer tödlichen Messerattacke auf einen 35-jährigen Deutschen war es in Chemnitz bereits an mehreren Tagen zu Ausschreitungen mit Verletzten gekommen. Auch über ausländerfeindliche Attacken wurde berichtet, der Hitlergruß wurde mehrfach gezeigt. Als Tatverdächtige sitzen ein Iraker und ein Syrer in Untersuchungshaft.

Anlässlich des 79. Jahrestages des Beginns des Zweiten Weltkriegs und vor den erneuten Demonstrationen in Chemnitz hat Außenminister Heiko Maas ein entschlossenes Eintreten für Demokratie angemahnt. „Vor 79 Jahren begann der Zweite Weltkrieg. Deutschland brachte unvorstellbares Leid über Europa“, schrieb der SPD-Politiker auf Twitter. „Wenn heute wieder Menschen mit Hitlergruß durch die Straßen ziehen, bleibt unsere Geschichte Mahnung und Auftrag, entschlossen für Demokratie einzutreten. #Chemnitz.“ Der Zweite Weltkrieg hatte am 1. September 1939 mit dem Überfall Deutschlands auf Polen begonnen.

Auch U2-Sänger Bono kritisierte die rechten Ausschreitungen in Chemnitz bei einem Konzert in Berlin scharf. „Solche Leute gehören nicht zu Europa und diesem Land“, rief der 58-jährige Frontmann der irischen Rockband am Freitagabend in der Berliner Mercedes-Benz-Arena. Während der Show der vier Musiker tauchte plötzlich der Slogan „#wirsindmehr“ auf dem riesigen Bühnenbildschirm auf. Die Menge applaudierte und jubelte.

Für Montag haben unter dem Hashtag #wirsindmehr unter anderem Kraftklub, die Toten Hosen und Feine Sahne Fischfilet zu einem kostenlosen Konzert nach Chemnitz eingeladen – als Gegenprotest zu den rechten Krawallen. Bono sagte auch: „Wir müssen verstehen, warum Menschen so wütend sind.“